Hallo an alle Klammernden,
so wie auch dieses Forum etwas in die Jahre gekommen ist und nicht gerade mit Vitalität glänzt, habe ich im selben Zustand hierher gefunden, denn ich erinnerte mich kürzlich an dieses Kartenspiel, dass mir in meinen jüngeren Jahren viel Freude bereitet und die Zeit vertrieben hatte. Mein Vater hatte es mir als kleinen Jungen beigebracht und wir spielten es zu zweit in Ermangelung tauglicher Kontrahenten. Aber es war gut, so vorbereitet in das Berufsleben einzusteigen, den schon in der Lehrzeit und erst recht danach stellte ich mit Verwunderung fest, wie weit verbreitet der Spaß am Klammern ist. In jeder Arbeitspause kloppten wir die Karten, meistens zu viert und wir spielten ein System bei dem man am Ende 50 Pfennig gewinnen konnte, mit Kontra (naklar) und Re noch mehr. Hölzer und Laube spielten auch eine Rolle, aber den genauen Mechanismus habe ich leider vergessen.
Darum habe ich mich hier angemeldet. Ich möchte das Spiel geistig wiederbeleben, auch mein inzwischen hochbetagter Vater hat natürlich Erinnerungslücken, aber ich habe mir vorgenommen, mit ihm noch mal die eine oder andere Partie zu spielen.
Nach dem Durchlesen der Spielregeln hier im Forum sind mir die Grundbegriffe wieder geläufig und des Spielsystem klar. Auch wenn einige Nutzer hier Spielweisen vorstellen, die mir nicht bekannt vorkommen. "Auf Stich spielen" sagt mir z.B. nichts. Aber wir spielten "Kalte ansagen". Also sowas wie Grand over beim Skat. Glückte das, gab es großen Bonus aber ich weiß nicht mehr wieviel. Etwas, was hier auch nicht zur Sprache kam ist ein Modus bei der Trumpffestlegung.
Wir spielten folgender Weise. Lehnten alle die Vorschlagsfarbe aus dem Talon ab, ging es weiter in der Runde mit dem Passen, oder jemand bot an, er "Hätte" was auf der Hand, womit er spielen würde, mancher bezeichnete es auch als etwas "Kleines". Dem wurde entweder zugestimmt, oder einer der danachfolgenden Spieler schleuderte ihm ein "Besser" entgegen. Damit verpflichtete sich der Überbietende Kreuz zu spielen, bzw. dessen Mannschaft. Das konnte zu interessanten Duellen führen, vor allem wenn der Überbotende selber Kreuz spielen wollte.
Tja, ist das nun eine typische Variante aus dem Berliner Raum, oder ist das allgemein gültig?
Noch ein Wort zur Entstehungsgeschichte dieses Kartenspiels und seiner Verbreitung. Einige hier waren der Meinung, es beschränkt sich auf den Raum NRW und noch ein bisschen Hamburger Gegend. Das stimmt natürlich ganz und gar nicht. Alleine Berlin war eine Hochburg, mindestens im Osten kannte das Spiel fast jeder (Mann). In Kneipen gab es Klammertourniere usw. es hatte fast den Stellenwert von Skat und war mitunter noch beliebter.
Leider ist das Klammern bei uns in Vergessenheit geraten, aber dieses Schicksal teilt es auch mit anderen Kartenspielen. Die Gruppe der Aufrechten wird älter und weniger, und auch das kurze Strohfeuer in der Coronazeit brachte diese Begeisterung vergangener Tage am Duell mit den Karten nicht zurück. Leider.
Aber vielleicht antwortet mir ja jemand auf meine Zeilen hier und überzeugt mich vom Gegenteil. Ich würde mich freuen.
Viele Grüße aus dem Raum Berlin
Clemens